Sollte eigentlich reinpassen, landete dann woanders.
≈ Nach verspäteter Heimfliegerankunft schnell zum Fernbahnhof gedüst. Noch zehn Minuten bis zur Abfahrt. Beim Ticketautomaten aufgeregt alle Reisedaten und gewünschte Preiskategorie eingetippt. Meine EC reingesteckt, doch das Display streikt.
Vorwurfsvoll geblickt
In dem Fach steckte noch eine andere Karte drin. Goldenes Kreditexemplar. Schnell eingepackt und rüber zum nächsten Automaten. Da klappte es dann mit der Fahrkarte. Eine Minute vor Abfahrt in den Zug gesprungen. Vorwurfsvoller Blick vom Schaffner, aber ich war drin. Genauso wie die fremde Mastercard. In meinem Portemonnaie. Zwei Tage lang. Und jetzt versucht, den Besitzer zu ergoogeln. Mit nem Allerweltsnamen ähnlich wie Horst Müller nur endlos ergebnislos. Wahrscheinlich hat er seine Karte eh schon gesperrt. Nur will ich sie ehrlich loswerden.
Anwaltlich nachgefragt
Anruf bei Mastercard direkt. Kartennummer durchgegeben. „Ach, das ist der Herr XY aus Baden-Baden. Wir werden ihn informieren.“ Oh, jetzt habe ich sogar den Wohnort. Da finde ich doch ganz schnell einen gewissen Rechtsanwalt in der Kurstadt. Mit Telefonnummer. Feiertag hin oder her, sofort angerufen. „XY hier“, meldet sich eine Frauenstimme. Und ich rassele gleich alles runter, was in Frankfurt und gerade in der Service-Line passiert ist. Die Dame ist recht entspannt. Gibt mir die Adresse durch, wo ich das Wertvolle Plastikkärtchen hinschicken darf. Zwischendurch kommt auch ER direkt ans Telefon. Anwaltlich korrekt fragt er, wann und wo ich die Karte denn am Mittwoch zuvor gefunden hätte. Noch mal alles runter erzählt, auch mit Minutenangabe und Zugnummer. „Ach, dann sind Sie mit dem ICE 23.15 Uhr gefahren?“
Nah gefunden
Er ist kein Hellseher und auch keine Spürnase. War einfach nach seinem Flug nur genauso in Eile wie ich und hat eben sein Geldmittel vergessen. Wir haben spätnachts so nah aneinander gesessen. Nicht gekannt und doch zueinandergefunden. ≈≈
© Aus dem Alltag von Linda Könnecke