Sie wissen es alle besser, aber nur Einer hat gewonnen.
≈ Große Freude kam auf, als ich heute Morgen fast direkt vor der Haustür einen Parkplatz gesichtet habe. Rückwärts rein mag ich es am liebsten, also los mit der Lenkerei. Die obligatorischen Beobachter der Straßenszene saßen entlang des Bordsteins bereits auf ihren Plätzen, draußen vor der „Südstadtkulisse“. Skeptischer Blick beim vorwiegend männlichen Publikum. Ob sie es mit Heck ihres Kleinwagens an dem quietschroten Bus vorbei schafft, der eine längere Anhängerkupplung hat, die man leicht übersehen kann?
Wild gestikuliert
Das Steuerrad links und her gedreht, immer mal wieder Gas gegeben. Vor und zurück. Trotz meiner jahrelangen Erfahrung mit engen Südstadtstraßen war diese eine Lücke pur herausfordernd. Mein amüsiertes Publikum gestikulierte längst wild herum, jeder Einzelne seiner Art. Kenne ich ja. Und normalerweise ignoriere ich solche testosteronüberschäumenden Straßenblöker, wenn ich nach Feierabend irgendwo einparke. Sollen sie es doch alle besser wissen. Heute hatte ich allerdings meinen Spaß an der Sache.
Hilflos gekurbelt
Ad hoc meinen Hilflose-Frau-Blick aufgelegt, ausgestiegen und auf meinen Sitz gezeigt. Der Südstadtkulisse-Chef persönlich sprang sofort auf und bequemte sich ins Auto. Angefeuert von den anderen Männern kurbelte er hin und her, probierte es vorwärts und rückwärts. Stopp nach zwei Minuten, schüttelte mit dem Kopf und stieg aus. Ein etwas jüngerer Typ versuchte es als nächster. Wo auch immer er seine Fahrkünste erlernt hat – mit zwei Zügen war er drin! Beim Aussteigen ließ er sich natürlich feiern. Habe mitgeklatscht. Aus Begeisterung für unser Viertel.
Profiliertes Einstehen
Wer hier wohnt, ist anders. Oder glaubt es zu sein. Ich unterstelle mir und vielen anderen Nachbarn ein gesundes Ego, das sich gerne mal profiliert, projiziert, auch provoziert. Und doch für seine Mitmenschen einsteht. Schönes Paradox. .≈≈
© Aus dem Alltag von Linda Könnecke