Voller Schadenfreude fuhr ich entlang und blieb glücklich stehen.
≈ Übergroßer Stau auf der A5 gestern. Unendlich viele Lastkraftwagen ineinander gekracht, aufeinander geschoben, seitlich gekippt. Der nachfolgende Verkehr soll angeblich auf die folgenden zehn Kilometer komplett still stehen. Zumindest, was ich so halbwegs bei der Ansage vom Deutschlandfunk mitgehört habe. War ja eigentlich gerade dabei, mich in pure Schadenfreude reinzusteigern. Denn besagter Langstau lief auf der Gegenfahrbahn ab, also von Karlsruhe in Richtung Bruchsal/Frankfurt. Auf meiner gemütliches Spur hingegen gemütliches Vorankommen bei Tempo 90. Übliche Baustelle halt, aber nichts Schlimmes. Zumindest für rund drei Kilometer lang. Doch dann war ich dran.
Spät gestartet
Ein Polizeiauto schlängelte sich langsam aber stetig von hinten an meiner rechten Seite vorbei. Irgendwo ein Unfall passiert? Nicht in Sicht. Noch hatte meine Fahrspur normale Geschwindigkeit. Wurde aber von Meter auf Meter langsamer. Bis ich dann wirklich stand Und alle anderen Autos vor, rechts neben und hinter mir genauso. Damit wird mein heimischer Feierabend ganz klar 45 Minuten später starten als gewohnt. Sport fällt sowieso aus. Also Fenster runtergekurbelt und Leute gegrüßt. Ja genau, die auf der Gegenspur. Hinter der Leitplanke. In Richtung weit entferntes Frankfurt blickend.
Kaum wahrgenommen
Staus passieren ständig auf unserer Pendlerautobahn: A5. Entweder auf meiner Spur oder auf der Gegenseite. Die Autos auf einer Seite stehen, die anderen düsen vergnügt vorbei. So kenne ich das. Je nachdem, wo ich mich befinde, freue oder ärgere ich mich. Doch gestern, das war anders. Freude pur. Endlich durfte ich nicht nur die anderen rumstehenden Autolenker auf der Spur rechts von mir grüßen. Die bemerken das eh kaum. Mein Beifahrersitz ist zwischen uns, da nimmt man den anderen Fahrer – aus seiner Sicht links – rüber kaum wahr. Diesmal anders, weil Zweifachstau. Stehende Autos und Lenkradhalter auf der Gegenspur. Die kann man grüßen. So auch passiert.
Sonnig gerichtet
Mancher andere Fahrer winkte nur verschämt zurück und blickte dann wieder starr nach vorne. Andere beugten sich noch extra weit aus dem Fenster. „Bei euch auch so lang?“ Standardfrage, rein rhetorisch. Kann ja selbst sehen, wie lange die Autoschlange vor oder hinter mir geht. Nein, steht.Egal. Hauptsache ein netter Wortwechsel mit dem Fremden hinter der Leitplanke, bevor es wieder millimeterweise weiter geht. Andere Fahrer sind längst aus ihrem Blechkasten ausgestiegen, richten das Gesicht gen Sonne. Und mitunter imitieren sie meine Streck- und Reckbewegungen hinterm Steuer. Wir haben doch alle Nackenschmerzen, nicht erst seit diesem Stau. Doppelstau wohlgemerkt.
Das Schöne dabei: Keiner von uns ist alleine. Jeder für sich in seinem Auto. Oder außerhalb von selbigem, zwischen dampfenden Auspuffrohren. Und dabei doch mit anderen Fremden zusammen. Wenn morgen wieder Feierabendstau passiert – gerne. Und dann bitte auf beiden Fahrtrichtungen.≈≈
© Aus dem Alltag von Linda Könnecke
Slick Rick sitzt auch im Auto und wartet… auf seine Dame.
Man muss das Beste aus so einem Stau machen. Schön geschrieben! LG Maren 😊 Happy Halloween 😱🕸🕷😉
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Danke dir, Maren. Hast vollkommen Recht. In möglichst vielen Lebenslagen den positiven Blickwinkel positionieren und weiter geht es…
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