Sie hatten es empfohlen, ich kurz nachgedacht und doch anders gehandelt.
≈ Dieser neu eingeführte Preis für Plastiktüten gefällt mir extrem. Ganz neu seit diesem Monat und überraschend effektiv. Für mich und wer weiß wen noch.
Hauptsache dabei
Seit Jahren erzähle ich oft ungefragt jedem, der es hören möchte. Dass ich stets eine Baumwolltasche im Rucksack mit mir führe. Egal ich wirklich einkaufen will oder nur ins nächste Café. Hauptsache dabei haben, für den Fall der Fälle. Und wenn was drin landet und besagte grüne Tasche an meinem Arm baumelt, umso besser, weil ich mit aufgedrucktem Logo für meinen Stadtteil werbe. Nur selten ist es bisher passiert, dass jener Grünbeutel vergessen wurde oder nicht ausreichte für das viele Gemüse oder anderer Kleinkram. Gab ja immer eine Plastiktüte bei fast allen Läden. Kostenlos. Bis jetzt.
Täglich passend
Seit dem ersten April empfiehlt die EU allen Einzelhändlern, künftig auf Plastiktüten zu verzichten. Oder dafür wenigstens einen kleinen Preis dafür zu nehmen. Kein Muss, nur einer netter Vorschlag, der Umwelt zuliebe. Einige folgend dem bereits seit Anfang des Jahres, viele spätestens jetzt und andere leider gar nicht. Mein türkischer Gemüsehändler um die Ecke weigert sich. Aber gut, die drei Tomaten, die ich täglich frisch bei ihm kaufe, passen allemal in meinen Rucksack. Und falls doch zu viel, nehme ich halt eine seiner kostenlosen Tüten. Wird spätestens in der nächsten Woche als prall gefüllter Müllbehälter entsorgt. Auch ökologisch zweitverwertet. Anderes Thema. Zurück zum eigentlichen.
Baldiger Abfall
Nach dem heutigen Cafétreff mit einem Freund entschied ich mich spontan für einen Bummel durchs nahe Einkaufszentrum. Unten im Supermarkt schnell Frischkäse fürs morgige Frühstück besorgt, ganz ohne Grünbeutel. Packung passte locker in den Rucksack. O-Saft auch. Und dann rüber zum Deichmann. Nur mal gucken. Weil ich so selten hübsche Schuhe in meiner Größe finden. Vielleicht alle drei Jahre einmal. Also rein, mindestens vier Modelle anprobiert und letztlich mit zwei davon rüber zur Kasse. Kartons könne sie behalten, sagte ich zur Kassiererin. „Wollen Sie eine Tüte?“, fragte Selbige zurück. Kurzer Blick auf meinen Rucksack – nee, selbst ohne Käse und Saft wäre kein Platz für zwei Stiefeltreter gewesen. Also her mit dem Plaste. „Das kostet zehn Cent.“ Ist halt so, geht nicht anders. Außer ich trage beide Schuhe per Hand gen Heimwohnung. Lieber einen Müllbeutel mehr für zuhause. Notgedrungen. Als hätte ich nicht schon 358 Stück davon. Gesammelt über die Jahre für den baldigen Abfalleinsatz. Eben genau dieser Aspekt hat mir Bauchgrummeln gemacht.
Kostet minimal
Irgendwie möchte ich ja der Umwelt helfen. Wenig Müll verursachen, deshalb der Grünbeutel. Nur manchmal ist auch er zu klein. Oder gar nicht erst dabei. Dann greife ich eben zur angebotenen Plastiktüte. Früher gratis, jetzt immerhin mit Entgelt. Den Händler selbst hat sie vermutlich nur minimal was gekostet. Und auch mich werden die zehn Cent nicht arm werden lassen. Und doch hat es was in mir bewirkt, als die Kassiererin den Preis nannte.
Gewissenhaft schlecht
Ein kurzes Nachdenken. Ich habe innerlich erörtert, ob ich die Tüte wirklich brauche. Oder alles in den Rucksack passt – diesmal nicht. Dafür danke ich den EUlern. Für dieses zwischenzeitliche Innehalten. Es wird den meinigen Plastikkonsum nicht vollends verhindern. Ich werde ihn künftig jedoch mit einem noch schlechteren Gewissen als bisher durchführen. Manchmal. Ansonsten reicht der Grünbeutel. ≈≈
© Aus dem Alltag von Linda Könnecke
Die Temptations mit dem menschlichen Aspekt von Plastik.