Wie ich damals meine Umwelt entdeckte, sie umdeutete und zugleich Etwas beibehielt.
≈ Du, wie war das eigentlich damals? Mmh… Als ich noch klein war, dachte ich, dass nur Männer graue Haare kriegen. So lange ich zurückdenken kann, hatte mein Opa väterlicherseits immer schon blondweiße Haare. Seine Frau hingegen, meine Oma, beeindruckte durchweg mit tiefschwarzen Locken. Bis ins hohe Alter, immer.
Beschränkter Redefluss
Als ich noch klein war, bin ich urplötzlich davon überzeugt gewesen, dass einem Menschen nur eine bestimmte Anzahl gesprochener Worte zur Verfügung steht. Wer in jungen Jahren viel geredet hatte, dem blieben für den Rest seines Lebens demnach weniger Worte übrig. Das eigene Wortkontingent dann frühzeitig erschöpft, so mein Gedanke. So blieb ich für ein gefühltes halbes Jahr einfach: stumm.
Als ich noch klein war und in einem Kalender las, dass an meinem Geburtstag Jahre zuvor in einem fernen Land offiziell die Rassendiskriminierung abgeschafft wurde und meine Mutter mir überhaupt erst mal erklärte, was Rassismus ist, dachte ich nur: Wenn alle mit jedem Kinder machen, dann sind durch das genetische Gemisch doch alle irgendwie anders und zugleich eben gar nicht mehr so anders.
Ideales Mischmasch
Jahre später besuchte ich als heranwachsende junge Frau mit zwischenzeitlichen Locken meinen ersten Friseurladen und entdeckte die Welt der Haartönungen. Ich wählte einen Beruf, bei dem ich nur bestimmte Worte verwende und andere bewusst weglasse. Und die Sache mit den unterschiedlichen Menschen dieser Welt: sie bleibt letztlich eine kindliche Ideologie, der ich immer noch gerne nachhänge. ≈≈
© Linda Könnecke