Warum es besser ist, gar nichts zu sagen, und dabei Positives bewirkt.
≈ Beim nachmittäglichen Spaziergang durchs örtliche Einkaufszentrum drängten heute wieder die obligatorischen lamentierenden Worte an meine Ohren. „So ein sch… Wetter.“ „War das ein stressiger Bürotag.“ „Kann die Schlange nicht schneller vorwärts…“ – „Damit kannst du gar nicht rumlaufen.“ „Und überhaupt.“ Der Mensch kann halt nicht anders. Überhaupt äußert man eine negative Meinung schneller als ein lobendes Wort. Deshalb liest und hört und man derartige Wortszenarien in den sozialen Netzwerken tagtäglich. Und in im realen Alltag erst recht, jederzeit jederorts.
Dunkle Töne
Daraus entwickelte sich – gesellschaftspolitisch – unlängst eine negative Grundstimmung, die sich pro neuer Wortäußerung multipliziert. Zeitgleich empfehlen esoterisch Veranlagte gerne, einzig das Gute in der Welt zu sehen, bumms aus – Problem gelöst. Nur rein faktisch besteht unser Alltag aus mehr als ein paar positiven und negativen Facetten. Vielmehr verläuft er in einer typischen Grauzone. Wobei die dunkleren Töne gefühlt überwiegen. Eben aufgrund der besagten Leichtigkeit, mit der ein schlechtes Wort daherkommt und schnell weitere hinterher zieht. Und doch unterstelle ich jedem Mitmenschen, dass auch er insgeheim ein gesellschaftlich positives Grundgefühl anstrebt. Meine These hierzu liegt in der schlichten Vermeidung.
Es ist ja nicht so, als käme uns Erdenbürgern keinerlei Nettigkeit über die Lippen. Nur gehen manch positive Worte schnell unter in der Masse negativer Äußerungen. Einfach mal … weglassen. Also nur kritisieren, wenn explizit danach gefragt wurde. Ansonsten: ausdrücklich vermeiden. Denn je weniger schlechte Meinungen zirkulieren, desto stärker vernimmt das eigene Ohr die lobenden Worte. Nennen wir es: Lobohr. Wer wiederum ein oder zwei positive Worte im Alltagsgespräch gehört hat, neigt eher dazu, selbige beim Nächsten anzuwenden. Und der wiederum … .
Positiver Wortkreislauf
Für mich offenbart sich damit ein hauptsächlich positiver Wortkreislauf. Mit durchaus erlaubten Störfaktoren in Form von konstruktiver Kritik. Solange er besteht, kreist er umher – läuft hinein in die Gesellschaft und rotiert in selbiger. Es ist ein Kreislauf, der sich nicht etwa aus der angestrengten Verwendung positiver Metaphern generiert. Sein Ursprung liegt in der bewussten Vermeidung von negativer Äußerungen. Damit das Lobohr aufhorcht. ≈≈
© Linda Könnecke